PROK19: Bericht zur Fachgruppentagung in Münster

Aus den Fachgruppen

Rund 60 Teilnehmer*innen nutzen die Gelegenheit in 12 Vorträgen und einem interaktiven Panel über das Thema "Zwischen Gemeinwohl und Partikularinteressen: Wert- und Interessenkonflikte in der strategischen Kommunikation" zu diskutieren. Den Auftakt setzte Torsten Groth, systemischer Organisationsberater bei Simon, Weber & Friends, mit seiner Keynote "Organisationen als Ort der Austragung paradoxer Konflikte", in der er seine Erfahrungen mit systemtheoretischen Konfliktanalysen in der Organisationspraxis teilte.


Negation, Spaltung oder Chaos – mit diesen drei Möglichkeiten zum Umgang mit Widersprüchen zwischen Gemeinwohl und Partikularinteressen hat Torsten Groth in seiner Keynote aus der Perspektive eines systemischen Organisationsberaters die 26. Jahrestagung der Fachgruppe in Münster eröffnet. Anschließend wurde kritisch über die Art und Weise der Auseinandersetzung von PR-Forschung und -Praxis mit Wert- und Interessenkonflikten diskutiert. Die Negation von unauflösbaren Widersprüchen wurde nicht nur bei Kommunikationsverantwortlichen, etwa im Content Marketing, diagnostiziert, sondern auch in öffentlichen Diskursen über PR-Fehler entdeckt, in denen mediale Darstellungen von PR oft vereinfachend ausfallen. Der Befund der Spaltung traf u.a. globale Digitalunternehmen in ihrem Versuch Gewinnstreben hinter der öffentlichen Zurschaustellung gemeinwohlorientierter Absichten zu verbergen. Neben der Anregung für Unternehmen sich in Gemeinwohlfragen an Public-Value-Management Ansätzen zu orientieren gab es schließlich auch den Vorschlag mit dem Konzept der agonistischen Polyphonie einen Schritt ins produktive Chaos zu wagen.

Produktiv war auch das diesjährige interaktive Panel, in dem Ideen zur Vermittlung des Themas Wertkonflikte in der Lehre gesammelt wurden. Von Streitgesprächen mit Gästen aus der Praxis über die Einbindung von Satireformaten bis bin zu Selbsterfahrungsübungen wurden zahlreiche Lehrformate entwickelt.