Selbstverständnis
(Überarbeite Fassung des auf der Mitgliederversammlung am 8.2.2001 vorgelegten Entwurfes)
Im Rahmen des Jahrestreffens des Netzwerkes Medienethik am 8. und 9. Februar 2001 hat sich die Fachgruppe “Kommunikations- und Medienethik” der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft gegründet. Die Fachgruppe ist aus der engen Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) und dem Netzwerk Medienethik hervorgegangen.
Das Netzwerk Medienethik ist ein interdisziplinäres Gesprächsforum zu ethischen Fragen im Medienbereich mit einer breiten disziplinen- und professionsübergreifenden Ausrichtung. Die förmliche Einrichtung einer Fachgruppe “Kommunikations- und Medienethik” soll dazu dienen, diese Arbeit in Zukunft noch erfolgreicher zu gestalten und durch die Zusammenführung der Ressourcen dieser beiden Körperschaften Synergieeffekte zu entfalten.
1. Allgemeine Ziele der Fachgruppe
Die Fachgruppe versteht sich als Forum für den wissenschaftlichen Austausch und die Auseinandersetzung über aktuelle und grundlegende kommunikations- und medienethische Themen. Darüber hinaus soll der einschlägig interessierte kommunikations- und medienwissenschaftliche Nachwuchs gefördert und das Anliegen der Kommunikations- und Medienethik verstärkt in die Gesellschaft getragen werden.
Aufgabe der Fachgruppe “Kommunikations- und Medienethik” ist es, die Auseinandersetzung über theoretisch-wissenschaftliche und praktisch-anwendungsbezogene Aspekte der Ethik innerhalb der deutschsprachigen Kommunikations-, Publizistik- und Medienwissenschaft zu intensivieren. Die Fachgruppe versteht sich als eine quer zu den anderen Fachgruppen der DGPuK liegende akademische Diskussionsplattform, die als Forum für Wissenschaftler und Praktiker dienen soll.
2. Inhaltliche Gegenstände der Fachgruppe
Kommunikations- und Medienethik umfaßt erstens die traditionellen Bereiche der journalistischen Berufsethik, der Ethik der Massenkommunikation und der Ethik von Werbung, Öffentlichkeitsarbeit und Public Relations, sowie der Publikumsethik. Hinzu kommen die Ethik der organisationellen und interpersonalen Kommunikation, wie auch des Medienmanagements. Allgemein gesehen geht es hier zum einen um die Verbesserung und Erweiterung professionsspezifischer Ethikleitlinien, die ethisch sensibilisierte Ausbildung und Qualitätssicherung in den Medien- und Kommunikationsberufen, und die Integration ethischer Standards auf der Ebene der Medien- und Kommunikationsunternehmen und Medienselbstkontrolle. Zum anderen betrifft es Fragen der Anregung und Verstärkung der öffentlichen Auseinandersetzung um medienpolitische, medienrechtliche und medienethische Fragen und der Förderung eines kritischen Medienjournalismus. Darüber hinaus sind hier Fragen interpersonalen und organisationellen Kommunikation, der Kommunikations- und Medienerziehung, der Medienkompetenz und der Publikumsverantwortung zu thematisieren.
Zweitens bezieht sich die Kommunikations- und Medienethik auf das wachsende Feld der Neuen Medien, dort vor allem der Internetethik, aber auch der Informations- und Computerethik. Hier geht es um Fragen wie die sozialen Folgen der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK), der Entwicklung der Informationsgesellschaft und der vernetzten Weltgesellschaft. Es geht aber auch um ethisch dringliche Einzelaspekte, wie z.B. das sich durch IuK verändernde Verhältnis von privat und öffentlich, Datenschutz und Zensur, Informations- und Kommunikationsfreiheit, sowie Zugang zu und kompetenter Umgang mit Neuen Medien. Die Ethik der interpersonalen Kommunikation ist unter den Bedingungen vernetzter digitaler Kommunikation ebenso zu überdenken wie die computergestützte Organisationskommunikation. Darüber hinaus geht es auch hier um die Förderung der öffentlichen Auseinandersetzung über medienpolitische, medienrechtliche und medienethische Aspekte der Neuen Medien.
Drittens beschäftigt sich die Kommunikations- und Medienethik mit theoretischen und systematischen Grundsatzfragen. Zum einen geht es um die Auseinandersetzung mit theoretisch-philosophischen Begündungs- und Anwendungsstrategien und ihrer medienethischen Spezifik. Zum anderen sind hier einzelne Ansätze der Kommunikations- und Medienethik (z.B. Diskursethik, Individualethik, Verantwortungsethik, systemische Ethik etc.) zu diskutieren, weiterzuführen und mit anderen angewandten Ethiken zu verknüpfen. Drittens geht es um die Entwicklung von Konzepten und Inhalten für die medienethische Aus- und Weiterbildung in Universitäten und anderen Bildungsinstitutionen. Die Fachgruppe ist sehr daran interessiert, daß Kommunikations- und Medienethik in der bildungspolitischen Diskussion eine zentrale Rolle spielen.
3. Spezifische Aufgaben der Fachgruppe
Die Fachgruppe steht zunächst vor der Aufgabe, die wissenschaftlich-theoretischen und berufspraktischen Ansätze und Sichtweisen zu integrieren. Daneben geht es um die Formulierung und Entwicklung zentraler Forschungsfragen aus kommunikations- und medienwissenschaftlicher Perspektive, um die Bündelung und Verknüpfung existierender medienethischer Forschungsprojekte, und um die Planung und Unterstützung der Forschung im Bereich der theoretischen und angewandten Kommunikations- und Medienethik. Dabei ist die Förderung des kommunikations- und medienethischen Nachwuchses eine zentrale Aufgabe der Fachgruppe.
Kommunikations- und medienethische Aspekte sind nicht nur in den thematisch differenzierten Fachgruppen und Schwerpunkten der DGPuK zu finden, sondern auch in vielen anderen sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Deshalb ist eine Zusammenarbeit der Fachgruppe “Kommunikations- und Medienethik” mit den anderen Fachgruppen der DGPuK, aber auch mit Fachverbänden verschiedener Disziplinen und Bereiche besonders wichtig (z.B. mit dem Internationalen Zentrum für Informationsethik [ICIE] etc.).
Die Arbeit der Fachgruppe zielt darauf ab, die Kommunikations- und Medienethik in der universitären und professionellen Ausbildung zu verstärken und curricular zu verankern. Vor allem an den kommunikations- und medienwissenschaftlichen Instituten der Universitäten sollte für eine möglichst breite ethische Ausbildung gesorgt werden. Die Fachgruppe setzt sich für dafür ein, daß dies nicht nebenbei geschieht, sondern eine entsprechende Infrastruktur (z.B. Professuren für Kommunikations- und Medienethik) eingerichtet und spezifische Lehrpläne und Konzepte erarbeitet werden.
4. Verhältnis der Fachgruppe zum Netzwerk Medienethik
Die Fachgruppe versteht sich als Teil des Netzwerkes Medienethik. Die breite Ausrichtung des Netzwerkes kommt den Interessen der Fachgruppe entgegen, da dies eine Öffnung des akademischen Diskurses in Richtung Praxis ermöglicht. Gleichzeitig wird eine verstärkte wissenschaftliche Beschäftigung mit Kommunikations- und Medienethik auch für das Netzwerk von Vorteil sein. Deshalb sollen die Treffen der Fachgruppe auch in Zukunft gemeinsam mit den Jahrestreffen des Netzwerkes und in enger Zusammenarbeit mit diesem veranstaltet werden.
Fachgruppensprecher/in und Stellvertreter/in sollen zugleich Mitglieder im Beirat des Netzwerkes Medienethik sein, um die enge Zusammenarbeit zwischen Netzwerk und Fachgruppe zu garantieren. Die Mitglieder des Netzwerkes Medienethik können, wenn sie nicht zugleich Mitglied in der DGPuK sind, assoziierte Mitglieder der Fachgruppe werden. Als solche haben sie kein Stimmrecht, wohl aber das Recht zur Mitsprache bei den Mitgliederversammlungen der Fachgruppe. Eine assoziierte Mitgliedschaft kann nach § 3.3 der Fachgruppenordung formlos bei der Fachgruppenleitung beantragt werden.
5. Kommunikation und Publikationen der Fachgruppe
Die fachgruppeninterne Kommunikation soll in erster Linie über einen Email-Verteiler (Listserv) geregelt werden, der von einem dafür bestimmten Mitglied eingerichtet und verwaltet wird. Diese Mailing List soll nicht nur der Information, sondern auch der Diskussion dienen. Daneben sollen die jährlichen Treffen der Fachgruppe auch zur fachinternen Kommunikation über die kommunikations- und medienethische Lehre und Forschung genutzt werden. Zusätzlich soll im Rahmen des DGPuK-Website ein eigenes Webangebot der Fachgruppe erarbeitet werden, das mit dem Angebot des Netzwerkes Medienethik verlinkt wird. Weitere webbasierte Angebote (Artikel, Datenbankzugänge, Forschungsprojekte, Institutionen der Medienethik, etc.) sollen in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk entwickelt werden.
Die Ergebnisse des gemeinsamen Jahrestreffens von Fachgruppe und Netzwerk Medienethik sollen in Zukunft möglichst in Form eines Jahrbuches für Medienethik in gemeinsamer Herausgeberschaft veröffentlicht werden. Die Fachgruppe bemüht sich um entsprechende finanzielle Zuschüsse aus der DGPuK für eine solche Publikationsreihe. Es ist darüber hinaus auch angestrebt, Einzelveröffentlichungen der Fachgruppenmitglieder zu fördern. Dies gilt in besonderer Weise für den wissenschaftlichen Nachwuchs.
6. Änderungen und Ergänzungen des Selbstverständnisses der Fachgruppe
Die Mitglieder der Fachgruppe sind gehalten, dieses Selbstverständnis gemäß den Entwicklungen des Fachs und der Wirklichkeit entsprechend in regelmäßigen Abständen – etwa im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung – zu aktualisieren. Vorschläge für Änderungen und Ergänzungen sollen der Mitgliederversammlung zur Diskussion vorgelegt werden oder im Rahmen der Email-Liste diskutiert werden. Für eine Änderung des Selbstverständnisses genügt eine einfache Mehrheit der Fachgruppenmitglieder.