Selbstverständnis der Ad-hoc-Gruppe Mediensport und Sportkommunikation
Transdisziplinäre Wissenschaften
Die gesellschaftlichen Teilbereiche Sport und Publizistik zeichnen sich durch jeweilige Spezifika aus, die eigene wissenschaftliche Zugänge erfordern. In dem Maße, wie der Sport in den Fokus der Öffentlichkeit gerät und medial beobachtet wird, nimmt auch die Zahl der Bezugspunkte zwischen Kommunikationswissenschaft und Sportwissenschaft zu. Daraus folgen gemeinsame Fragestellungen und Herausforderungen. Beide Fächer verstehen sich als transdisziplinär mit Überschneidungen und Anknüpfungspunkten zu einer Vielzahl angrenzender Gegenstandsbereiche, auf die ein jeweils eigener Blick geworfen wird. So wie sich die Kommunikationswissenschaft bspw. mit Medienökonomie, Mediensoziologie, Medienrecht, Medienpsychologie, politischer Kommunikation, Medienpädagogik und Mediengeschichte befasst, weist auch die Sportwissenschaft in ihrem geistes- und sozialwissenschaftlichen Zweig eine hohe Binnendifferenzierung auf. Die Sportpädagogik gehört zu den Kerndisziplinen der Sportwissenschaft. Doch auch darüber hinaus existieren mittlerweile Lehrstühle und Sektionen für Sportökonomie, Sportsoziologie, Sportrecht, Sportpsychologie und Sportgeschichte. Auch sportpolitische Fragen – etwa nach der Leistungssportförderung, der Dopingbekämpfung oder den Mitspracherechten von Fans – werden in jüngster Zeit verstärkt behandelt.
Eine Vernetzung von Forschungsaktivitäten von Seiten der Sport- wie auch der Kommunikationswissenschaft erscheint daher mehr als geboten. Sie ist zum gegenseitigen Nutzen der Sportwissenschaft und der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Erkenntnisse aus der Medienforschung können beispielsweise als Indikatoren für Entwicklungen im Freizeitsportbereich herangezogen werden. Im Bereich der Gesundheitskommunikation nimmt der Stellenwert von Bewegung und Sport zu, basiert aber oft auf einem ungenauen Sportbegriff. Am augenfälligsten ist die Verbindung von Sport, (Werbe )Wirtschaft und Medien. Deren gegenseitige Abhängigkeiten, Verflechtungen und Wirkpotenziale versprechen ebenfalls Erkenntnispotenzial. Perspektivisch dürften sich eine Reihe von Fragen angesichts der zunehmenden mobilen Mediennutzung und technischen Vernetzung auch beim Sport ergeben. Hier dürften Medienpsychologie und wirkungsforschung von sportwissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren. Schließlich ist auch die medientheoretische Frage nach der Medienrealität des Sports und ihrem Verhältnis zum „Sport vor Ort“ nur aus übergreifender Perspektive zu beantworten. Dies alles bedarf einer Vernetzung entsprechender Forschungsaktivitäten.