Kommentar: Medienpädagogik im Koalitionsvertrag

Aus den Fachgruppen

Vor der Bundestagswahl im September 2021 hat das Netzwerk "Keine Bildung ohne Medien! (KBoM!)" die großen Parteien zu ihren medienpädagogischen Visionen befragt. Inzwischen hat sich eine Regierung gebildet und ein Koalitionsvertrag wurde unterzeichnet. Die Netzwerk-Partner:innen, zu denen die FG Medienpädagogik zählt, bewerten nun dessen medienpädagogische Leistungsfähigkeit.


Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die breite gesellschaftliche Bedeutung der Medienbildung auf Bundesebene zunehmend Anerkennung findet. Im Herbst 2021 haben bis auf eine Ausnahme alle angefragten deutschen Parteien umfassend Stellung zu den medienpädagogischen KBoM!-Wahlprüfsteinen bezogen. Teilweise mit sehr klaren Projektvisionen wurde dort beispielsweise für die Einführung einer Bundeszentrale für Medienbildung, für die konsequente Verankerung medienpädagogischer Inhalte in der Ausbildung von Lehrer:innen und Sozialpädagog:innen, sowie für Plattformregulierung und datensichere Open-Source-Anwendungen geworben.

Bis zu einem gewissen Grad finden sich diese Inhalte nach Einschätzung der im KBoM!-Netzwerk organisierten Fachstellen auch im finalen Koalitionsvertrag wieder. Insbesondere auf einer technikzentrierten Ebene, die sich unter anderem mit digitaler Infrastruktur in Bildungseinrichtungen oder mit Datenschutz und Regulierung im Bereich Big Tech beschäftigt, wird das Papier konkret. Etwas zurück stehen demgegenüber die Anerkennung der politischen, sozialen und gesellschaftskulturellen Dimensionen digitaler Medienwelten sowie deren effektive Einbindung in (außer)schulische Bildungsprogramme. 

Die Fachgruppe Medienpädagogik unterstützt insofern die Empfehlungen, im politischen Diskurs konsequent von Digitalisierung und Medienbildung zu sprechen, und gerade auf dem letztgenannten Feld noch mutiger zu agieren. Pilotprojekte sollten sich in der medienpädagogischen Ausbildung und Praxis auch mit den gesellschaftlichen und kulturellen Wechselwirkungen sowie mit Interaktionsprozessen bei der Digitalmediennutzung (vgl. Frankfurt-Dreieck) beschäftigen. Bei der Einrichtung einer Bundeszentrale für Medienbildung und digitale Bildung, die solche Projekte koordinieren und systemisch verstetigen könnte, bietet die Fachgruppe als KBoM!-Netzwerkpartner:in ihre umfassende Unterstützung an.

Die komplette Stellungnahme des Netzwerks Keine Bildung ohne Medien! zum medienpädagogischen Charakter des Koalitionsvertrags finden Sie hier zum Lesen und Herunterladen.