Mediatisierung und Mediensozialisation: Komplementäre oder konkurrierende Perspektiven?

am 18./19.09.2014 an der Universität Siegen | Artur-Woll-Haus

Fachtagung in Kooperation mit der Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), der Fachgruppe Soziologe der Medienkommunikation der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) und dem Schwerpunktprogramm (SPP 1505) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

 

Gegenwärtig sind es die Forschungsfelder der Mediatisierung und der Mediensozialisation, die sich mit der Integration von Medien in die alltägliche Lebensführung und deren kurz-, mittel- und langfristige Konsequenzen für Heranwachsen und Zusammenleben beschäftigen. Beide Forschungsfelder eint, dass sie ihrem Anspruch nach eine prozessuale Perspektiveentfalten, d.h. Fragen nach kommunikativem, sozialem und kulturellem Wandel einen wichtigen Stellenwert haben. Unter dem Dach der Mediensozialisationsforschung sind in den vergangenen Jahrzehnten empirische Studien entstanden, die sich mit der Rezeption und Aneignung der (zumeist) je neuen Medien beschäftigten, wobei gleichzeitig aber auch ein Mangel an Mediensozialisationstheorie beklagt wurde. Unter dem noch jungen Dach des Mediatisierungsansatzes dominieren bislang theoretische Ausarbeitungen bei gleichzeitiger Forderung nach mehr Studien, deren Ergebnisse den Ansatz empirisch zu füllen vermögen.

Es spricht einiges dafür, Mediatisierung und Mediensozialisation zusammenzudenken und als komplementäre Forschungsfelder zu begreifen, deren Vertreter/-innen sich gegenseitig anregen und voneinander lernen können. Mediatisierungstheorie arbeitet explizit oder implizit mit der Annahme, dass sich Sozialisationsbedingungen im Zuge der Entwicklung neuer Medien(umgebungen) und ihrer Aneignung verändern. Umgekehrt legitimiert sich Mediensozialisationsforschung über den medialen und damit zusammenhängenden sozialen und kulturellen Wandel, der eine kontinuierliche Beobachtung notwendig mache. Unterhalb dieser Verwandtschaft sind die Bezüge zwischen den Konzepten im Allgemeinen wie auch den in sich heterogenen Sichtweisen auf Sozialisation und Mediatisierung allerdings noch kaum ausgearbeitet. Beide Forschungsfelder teilen zudem Probleme wie die weiterhin offene Frage, wie über mikrosoziologische Explorationen hinaus umfassende Erklärungs- und Deutungsansprüche (z.B. „Mediatisierung als Metaprozess“; „Mediensozialisation als Sozialintegration“) eingelöst werden können, in welchem Verhältnis also notwendig begrenzte Empirie und theoretische Reflexion übergreifender Konsequenzen medialen Wandels stehen.

Ziel der Tagung „Mediatisierung und Mediensozialisation“ ist es, den Dialog zwischen beiden Forschungsbereichen zu intensivieren, Relationen und mithin ‚Aufgabenteilungen‘ zu explorieren, Verwandtschaften ebenso wie ‚Unverträglichkeiten‘ zu diskutieren und Perspektiven für die Mediatisierungs- und Mediensozialisationsforschung zu entwickeln.
 

Veranstalter

Professur für Medien und Kommunikation | Universität Siegen | Philosophische Fakultät

Dr. des Wolfgang Reißmann      reissmann@medienwissenschaft.uni-siegen.de

Prof. Dr. Dagmar Hoffmann      hoffmann@medienwissenschaft.uni-siegen.de