Unterhaltung (2002)
Fernsehproduktion und Unterhaltung
Workshop der DGPuK-Fachgruppen “Soziologie der Medienkommunikation” und “Medienökonomie” vom 7. bis 8. März 2002 in Duisburg
Organisation: M. Friedrichsen, U. Göttlich
Tagungskonzept:In der gegenwärtigen Diskussion um die Medienentwicklung nehmen die Strategien von globalen Unternehmungen mit ihren Zusammenschlüssen sowie die Frage einer Zunahme von Medienkonzentration unter der Perspektive einer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung des Mediensystems breiten Raum ein.?Die Kommunikationswissenschaft interessiert sich schwerpunktmäßig für die Auswirkungen dieser Ökonomisierung auf die Entwicklung der Programmvielfalt und die sich daraus ergebenden Folgen für die gesellschaftliche Rolle der Medien. Unter Bedingungen der globalen Konkurrenz werden dabei auch die theoretischen Modelle einer Überprüfung unterzogen, die auf den Zusammenhang von Medienwirtschaft und Gesellschaft zielen. Im Vordergrund stehen Fragen der technischen, organisatorischen und vor allem ökonomischen Veränderung der Fernsehproduktion.?Die eher medienwissenschaftliche Frage der Auswirkungen auf inhaltliche und produktionsästhetische Aspekte werden unter dieser Perspektive aber kaum bis zu den aktuell ablaufenden Veränderungen in der Unterhaltungsproduktion verfolgt. Lassen diese sich als Folge von ökonomischen Veränderungen begreifen oder stellen die Veränderungen von formalen Präsentationsmerkmalen auch Reaktionen auf andere Entwicklungen dar?
Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht geht es in diesem Zusammenhang um die spezifischen Bedingungen der Medienproduktion und auch Mediendistribution im Bereich der Unterhaltung, die diese Industrien von anderen Branchen unterscheidet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Publikumsattraktivität von Unterhaltungsproduktionen nicht eindeutig operationalisieren und in Produktionsanweisungen umsetzen lässt, so dass es Unsicherheit bei Produktionsentscheidungen auch immer um die Minimierung von Unsicherheit geht, um so das ökonomische Risiko von Fehlinvestitionen zu begrenzen. Eine weitere, durch die Definition von Urheberrechten stark beeinflusste Entscheidung, betrifft die Wahl zwischen der Auswertung “alter” Produktideen und der von Produktinnovation. Hierbei erfolgt bei der Suche nach Erfolg versprechenden Innovationsstrategien u.a. auch der Rückgriff auf Produktionsformate.?Der Workshop bewegt sich an der Scheidelinie dieser drei Fragekomplexe und versucht – von den ökonomischen und strukturellen Veränderungen der Fernsehproduktion ausgehend – die Auswirkungen, Bedeutung und Folgen der veränderten Rahmenbedingungen für die Unterhaltungsproduktion zu ermessen und zu thematisieren. Diese Arbeit ist auch unter theoretischen Gesichtspunkten aufzunehmen, da es bislang kaum umfassend erprobte Konzepte und Zugänge einer Produktionsanalyse in kulturwissenschaftlicher Hinsicht gibt, auf die zurückgegriffen werden kann.?Unter der hier beschriebenen Perspektive ist nicht nur zu klären, wie die fortschreitende Kommerzialisierung (als Folge der Dualisierung bzw. Triadisierung des Rundfunks) bisherige Produktionsweisen des Fernsehens vor allem seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts verändert hat, welche Rolle den neuen Werbe- und Marketingstrategien in der Entwicklung, Verbreitung sowie Programmierung neuer Sendeformen zukommt oder wie die Zuschauerkonstruktionen auf der Anbieterseite die Produktion neuer Angebotsformen angeleitet haben. Es wird auch in den Blick zu nehmen sein, welche Rolle die Veränderungen bei den technischen aber auch bei den personellen Ressourcen für die Entstehung neuer Sendeformate und Produktionen bis hinein in die Veränderungen formaler und ästhetischer Qualitäten spielen.