Debatte über diskriminierungsfreie Sprache

Aus der Fachgesellschaft

Über diskriminierungsfreie Sprache kann man trefflich streiten – aber auch darüber, wie diese Diskussion geführt wird. Genau dafür wollen wir in der DGPuK Raum schaffen. Ein offener Brief an den Vorstand und eine Entgegnung der Herausgeber*innen der Publizistik eröffnen die Debatte.


Liebe Kolleg*innen,

wir im Vorstand verwenden den Genderstern und werden das auch weiterhin tun. Weder mit totalitärem Anspruch noch aus Konformitätsdruck, sondern weil er Männer und Frauen inkludiert sowie „im wahrsten Sinne Platz schafft für jene Menschen, die sich nicht als rein männlich oder rein weiblich verstehen, sondern dazwischen oder jenseits davon“, wie es die Redaktion des Süddeutsche Zeitungs-Magazins in der Ausgabe vom 5.2.2021 auf den Punkt gebracht hat.

Sprache ist geprägt von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und Normen und konstituiert diese Strukturen gleichzeitig. Wir halten es daher gerade in einem wissenschaftlichen Umfeld für wichtig, sprachliche Vereinfachungen und Diskriminierungen zu vermeiden bzw. eindeutig zu thematisieren und wissenschaftliche Texte auch in dieser Hinsicht mit Bedacht zu formulieren.

Für die Kommunikationswissenschaft ist dies seit vielen Jahren ein hochrelevanter Gegenstand mit einer Fülle von Befunden. Auf welchen Wegen das Ziel diskriminierungsfreier Sprache erreicht wird und wie ambitioniert es formuliert wird – darüber lässt sich trefflich streiten. Als Wissenschaftler*innen steht es uns aber gut an, dies auf Basis wissenschaftlicher Fakten zu tun. Für alle, die sich einen Überblick dazu verschaffen wollen, haben wir eine Liste aktueller einschlägiger Publikationen zusammengestellt (siehe PDF). Vielen Dank dafür an dieser Stelle für die Unterstützung durch die Fachgruppen Rezeptions- und Wirkungsforschung sowie Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht.

Der Diskussion über diskriminierungsfreie Sprache können pointierte Beiträge guttun, mitunter auch polemische. Und zum Glück leben wir in einem Teil der Welt, in der die Herausgeber*innen einer Fachzeitschrift frei entscheiden können, ob und welche Meinungsbeiträge sie publizieren. Gleichwohl finden wir es wichtig, in der Fachgesellschaft zu debattieren, in welcher Art und mit Rückgriff auf welche Argumente über die Praxis diskriminierungsfreier Sprache diskutiert wird.

Genau diese Debatte haben zahlreiche Mitglieder mit einem offenen Brief an uns zu einem Text von Rudolf Stöber in der Publizistik (https://link.springer.com/article/10.1007/s11616-020-00625-0) angestoßen. Wir haben uns entschieden, dieser Debatte Raum zu geben. Deshalb teilen wir hier den offenen Brief und eine Stellungnahme der Herausgeber*innen der Publizistik dazu. Wir laden alle Mitglieder zudem herzlich ein, diesen Impuls aufzugreifen und in einem Online-Forum dazu Stellung zu beziehen (https://www.dgpuk.de/de/foren/gender). Das Forum ist nur für Mitglieder zugänglich. Wenn Sie etwas beitragen wollen, loggen Sie sich bitte zunächst in den Mitgliederbereich ein. Wir freuen uns auf zahlreiche konstruktive und faire Beiträge.

Für den Vorstand,

Lars Rinsdorf, Daniela Schlütz, Klaus Meier und Anna Schnauber-Stockmann