Wissenstransfer aus der DGPuK heraus stärken
Wissenstransfer und der übergeordnete Auftrag an Hochschulen zur Third Mission soll in der DGPuK als Initiative einen festen Platz erhalten. Hauptziele sind: Das Thema bezogen auf Kommunikations- und Medienwissenschaft in seinen Facetten vorantreiben, auf Desiderate und Schmerzpunkte hinweisen, bestehende Projekte sichtbarer machen. Initiantinnen sind Marlis Prinzing, Daniela Schlütz, Birte Kuhle und Charmaine Voigt.
Wissenstransfer und der übergeordnete Auftrag an Hochschulen, u. a. in Deutschland, zur Third Mission beizutragen, kann auch ein Instrument sein, um „ein besseres Leben“ zu erreichen, wie es das Tagungsthema der Jahrestagung der DGPuK für Erfurt auf den Punkt brachte. Dort wurden in einem Sonderfenster begriffliche Eckpunkte zu Transfer und Third Mission benannt, aus drei Beispielfeldern (Wissenschaftsgemeinschaft, Politikberatung, Hochschule) Erfahrungen geschildert, weitere Themenfacetten diskutiert, erste Netzwerkknoten geknüpft – und zudem klar gemacht, weshalb die DGPuK ein guter Rahmen ist, um das Thema im Fach voranzubringen. Birte Kuhle (Köln) beschrieb das aktuelle Begriffsverständnis von Transfer: Wissenschaftliches und technologisches Wissen „übertragen“ über dreierlei Aktivitätsbereiche – verwerten bzw. kommerzialisieren, nutzen sowie vermitteln an Gesellschaft sowie Politik. Das richte sich an drei Hauptzielgruppen – die Wissenschaft selbst, die Öffentlichkeit und die berufliche Praxis – und um erfolgreich zu sein, müsse Transfer als Ziel verbindlich gemacht werden.
Marlis Prinzing (Köln) erweiterte den Blick auf Third Mission als einem Oberbegriff für einen systematischen und gegenseitigen Austausch mit gesellschaftlichen Initiativen und Institutionen, mit Bildungsanbietern, Unternehmen, mit Hochschulen im nationalen wie internationalen Umfeld, der inter- wie transziplinär ausgerichtet sein kann. Dieses aktive Miteinander erfordere ein entsprechendes Wissenschaftsverständnis und ein Hochschul- und Gesellschaftsumfeld, das Transfer-Netzwerke ermöglicht, unterstützt, schützt sowie durch sie drängende Fragen effizient behandelt, die damit verbundene Leistung misst und als Karrierebaustein gewichtet.
Daniela Schlütz (Potsdam) machte klar, dass die DGPuK bestehende Aktivitäten (u. a. zu Forschungssoftware, Forschungsinfrastrukturen und Publikation transfer) sehr schätzt. Eine bündelnde Initiative könne dazu beitragen, all dies sichtbarer zu machen und zugleich das Transferthema systematisch zu stärken, sowie Erfahrungen und Ideen auszutauschen.
An drei Beispielen zum Transfer in die Wissenschaftsgemeinschaft sowie in die Gesellschaft und zur institutionellen Verankerung an einer Hochschule wurde dies illustriert. Eva Baumann (Hannover) brachte ihr Engagement mit evidenzbasierter Politikberatung auf den Punkt „Es ist mit mir passiert.“ Weil sie an Kooperationsprojekten angewandter Forschung beteiligt war, Einladungen zu Vorträgen bei Krankenversicherungen annahm und ihre Mitarbeit in Gremien und wissenschaftlichen Beiräten zusagte. Ihre Erfahrungen: Man sollte als Forschende auch lokale Bezüge suchen, brauche viel Geduld, müsse viel Übersetzungsarbeit leisten von dem, worüber man forsche, es runterbrechen, netzwerken, Forschungseinrichtungen beraten, wie sie ihre Kompetenzen vermitteln. Ihr Fazit: Third Mission sollte eben nicht einfach passieren, sondern als Ziel verankert werden.
Emese Domahidi (Ilmenau) stellte für die Innenperspektive den gemeinsam mit Mario Haim betriebenen Podcast „CCSPod – What is it about Computational Science?“ vor (https://open. spotify.com/show/0PLCDpeA5KyhPE5JObL5S3). In den rund einstündigen Folgen sprechen sie mit internationalen Fachkolleg:innen über Plattform-Macht, Social Media Networks oder den Einfluss digitaler Medien auf Well-Being. Ihr Fazit: Viel positive Resonanz aus der Community, was es erleichtere, Gäste zu gewinnen, dreistellige Hörerzahlen. Die Reihe mache ihnen selbst viel Spaß. Wünschenswert sei mehr institutioneller Support und dass Studierende auch zum Publikum werden.
Daniela Schlütz beschrieb aus ihrer Erfahrung als Hochschul-Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Gründung zunächst die Besonderheiten (u.a. das Spannungsfeld zwischen Impact und der Freiheit von Kunst und Wissenschaft), die das Transferthema an einer Hochschule mit Kreativstudiengängen hat. Manche Punkte lassen sich aber verallgemeinern. Das zeigt auch, dass Transfer zu Hochschulen unterschiedlicher Art passt. Er kann dort sowohl strukturell implementiert werden als auch strategisch. Als Beispiele zählte sie u.a. das Verhandeln von Gehaltszulagen für Transferleistungen auf sowie die Transferstrategie, die ihre Hochschule, angelehnt an die des Bundeslands Brandenburg rund um das Narrativ einer positiven Zukunft entwickelte. (https:// www.filmuniversitaet.de/fileadmin/user_upload/ pdfs/transfer/Transferstrategie_Filmuniversitaet_ Babelsberg_062022.pdf).
Schon vor dem Sonderfenster wurden Kontakte geknüpft zu Personen, die sich in der DGPuK mit Transferthemen befassen beziehungsweise in Teilbereichen Initiativen am Start haben. Die Reaktionen waren sehr positiv und auch insgesamt scheint die Zeit günstig.