Wie Wissenschaft und Journalismus voneinander profitieren können (1)
Philipp Thomeczek (Universität Potsdam)
Aus meiner Sicht gibt es zwei Möglichkeiten einer sinnvollen Kooperation zwischen Wissenschaft und Journalismus. Zum einen kann Journalismus auf aktuelle Publikationen aufmerksam machen, die im Idealfall zu journalistischen Schwerpunkten passen. Im weiteren Sinne geht es hier also um die Expertise. Zum anderen können Journalist:innen und Wissenschaftler:innen auch gemeinsam Projekte entwickeln, woraus beispielsweise Daten hervorgehen können, die dann von beiden Seiten weitergenutzt werden können.
Ich habe in beiden Bereichen positive und negative Erfahrungen gemacht. Für eine Kommunikation von aktueller Forschung arbeite ich gerne mit der Pressestelle der Universität zusammen. Dies ist ideal, wenn man noch keine direkten Kontakte im Journalismus hat. Im Idealfall wird dann eine Pressemitteilung etwa von einer Redaktion direkt aufgegriffen. Oft passiert das ohne Rückfragen: die Pressemitteilung wird weiterverarbeitet, und dabei können sich falsche Rückschlüsse ergeben, die dann medial weiterverbreitet werden. Im besten Fall können sich aber auch Interviewanfragen ergeben, woraus langfristige Partnerschaften entstehen können. Im Bereich gemeinsamer Projekte habe ich sehr positive Erfahrungen mit einigen Zeitungen gemacht. Hier gab es einen engen Austausch, wodurch oben genannte Missverständnisse vermieden werden konnten. Manchmal kommt es aber auch vor, dass eine Chefredaktion sich für die Unterstützung (auch finanziell) eines Projektes ausspricht, aber die Fachredaktion dann nicht eingebunden wurde und nicht so wirklich weiß, was sie damit anfangen soll. Das ist dann schade, vor allem, wenn schon viele Ressourcen eingesetzt wurden.
Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn Wissenskommunikation schon bei der Forschung mitgedacht würde. Oft stehen sich aber die unterschiedlichen Logiken im Weg. Journalistische Fragestellungen sind oft tagesaktuell und sehr spezifisch, wissenschaftliche Fragestellungen hingegen grundsätzlicher und tiefgreifender Natur. Durch langwierige Begutachtungsprozesse, die teils Jahre dauern, ist die Arbeit an tagesaktuellen Themen fast unmöglich. Einen Mittelweg bilden kürzere Beiträge wie Research Notes, wobei diese nicht automatisch schneller begutachtet werden. Trotzdem finde ich dieses Format sinnvoll, gerade, um explorative Fragestellungen zu analysieren, Datensätze vorzustellen oder ausgewählte Aspekte zu vertiefen. Je nach Disziplin muss dieses Format aber noch wesentlich stärker verbreitet und definiert werden, gelten sie doch bei einigen noch als nur „halbes Paper“.