Scicomm-Support: Neues Unter­stützungsangebot bei Angriffen und Konflikten in der Wissenschaftskommunikation

 

 


Julia Wandt, Rektorat Universität Freiburg, Geschäftsbereich Wissenschaftskommunikation und Strategie und Vorsitzende des Bundesverbandes Hochschulkommunikation

Forschung zum Klimawandel, mit Unterstützung von Tierversuchen, zu Gender- und Diversity-Themen, zu Migration oder zum Corona-Virus: Wenn Wissenschaft gesellschaftspolitische Implikationen hat – und diese hat sie oft –, wird sie nicht nur wegen ihrer Inhalte beachtet, sondern ruft auch bei unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen unterschiedliche Reaktionen hervor. Leider nicht selten kommt es dabei dazu, dass Wissenschaftler*innen das Ziel von Bedrohungen, diffamierenden Medienkampagnen oder anderen Formen von Angriffen sind. Und auch für die Kommunikator*innen von Hochschulen und weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen sind Angriffe und Konflikte regelmäßiger Teil ihrer Arbeit geworden.

Die Bedeutung von Wissenschaftskommunikation ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Forschung zu kommunizieren und über sie in den Dialog zu treten, ist aus der Wissenschaft nicht mehr wegzudenken. Dies gilt nicht nur für ­Themen mit hohem gesellschaftlichen Impact, aber für diese ganz besonders.

Um diesen Herausforderungen, die in Wissen­schaft und Wissenschaftspolitik bereits seit einiger Zeit diskutiert werden, zu begegnen, wird aktuell der „Scicomm-Support – Anlaufstelle bei Angriffen und Konflikten in der Wissenschaftskommunikation“ aufgebaut. Ein solches Angebot gibt es in Deutschland bislang nicht. Der Scicomm-Support ist eine gemeinsame Initiative von Bundesverband Hochschulkommunikation (BV_HKOM) und Wissenschaft im Dialog (WiD). Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützen das Projekt und sind in den Aufbau eingebunden.

Ziel des neuen Unterstützungsangebotes ist die Stärkung der Resilienz des Wissenschaftssystems. Wissenschaftler*innen und wissenschaftliche Einrichtungen dürfen sich nicht aus der Wissenschaftskommunikation zurückziehen, weil sie Angst vor Hate Speech und weiteren Formen von Angriffen haben.

Kommunikator*innen sind gleichermaßen Zielgruppe des Projektes: Auch sie ­können Ziel von Angriffen werden oder eine unabhängige, auch mal außerhalb der eigenen Institution aufgehängte, Beratung benötigen. Wissenschaftler*innen und Wissenschaftskommunikator*innen bei ­Angriffen und Konflikten zu unterstützen, ist zudem ein ­Zeichen der Anerkennung und Reputation von Wissenschaftskommunikation. Die vorhandene Expertise im Umgang mit Angriffen wird bundes­weit an nur einer Stelle zusammengeführt und gebündelt, so dass Betroffene sich die ­benötigte Unterstützung nicht an mehreren Stellen „­zusammensuchen müssen“. 

Der Scicomm-Support wird Unterstützungsangebote auf einer Website (Leitfäden, Checklisten, Best-practice-Handlungsempfehlungen etc.) sowie eine persönliche Beratung per Telefon (24/7) bieten. Diese persönliche Beratung umfasst neben der Kommunikationsberatung, die von erfahrenen Wissenschaftskommunikator*innen über den Bundesverband Hochschulkommunikation abgedeckt wird, auch juristische und psychologische Unterstützung. Hierfür arbeiten der BV_HKOM und WiD mit entsprechenden Expert*innen zusammen. Darüber hinaus ­werden im Rahmen des Projektes Trainings für die Kommunikation zu kontroversen Themen entwickelt. Alle Angebote des Scicomm-Supports stehen kostenlos zur Verfügung. Der Start ist für April / Mai 2023 geplant.

Es ist wichtig, dass die Stimme der Wissenschaft nicht verstummt. Es gibt von unterschiedlichen gesellschaftlichen Strömungen unterschiedliche Gründe zu versuchen, in ihrem Interesse Einfluss auf die Kommunikation von Wissenschaftler*innen und Kommunikator*innen zu nehmen. Diese Kommunikation nicht einem Kräftespiel von Einzelinteressen auszusetzen, sondern eine qualitätsgeleitete wissenschaftsbasierte Kommunikation zu ermöglichen und zu schützen, ist ein Grundwert der Demokratie.