Manche Art von Impact lässt sich nicht (allein) mit einem Impact Factor messen

 

 

 

Julia Metag, Universität Münster

Die Publikationskultur unseres Faches hat sich in den vergangenen ­Jahren gewandelt: Inzwischen wird vermehrt auf Englisch und in Fachzeitschriften mit Peer-Review publiziert; in meiner ­Wahrnehmung rücken Sammelbände und auch Monografie damit in die zweite Reihe. Dies hat Konsequenzen für die Formen, Chancen sowie Grenzen der Wissenskommunikation innerhalb und außerhalb der Scientific Community.

Mit der Zahl englischsprachiger Publikationen aus unserem Fach wächst auch das (potenzielle) Publikum für Erkenntnisse kommunikationswissenschaftlicher Forschung aus dem D-A-CH-Raum: Unsere Forschung wird international sichtbarer. Sie wird zudem zugänglicher, weil sowohl Zeitschriftenbeiträge als auch Monografien und Sammelbände vermehrt Open Access publiziert werden (können). Gerade für Abschlussarbeiten wie Dissertationen sind Monografien weiterhin von Bedeutung. Darüber hinaus machen Repositorien (wenn auch noch nicht begutachtete) Forschungsbefunde sehr schnell und für alle zugänglich. Hier lohnt auch der Blick auf die in anderen Fächern übliche Preprint-Kultur, an die sich einige Kolleg:innen im Fach bereits herantrauen.

Diese Entwicklungen – verstärkte Internationalisierung und vermehrte Open-­Access-Publikationen – helfen also grundsätzlich dabei, ein internationales Publikum zu erreichen. Dies gilt mehrheitlich für das wissenschaftliche Publikum und den innerfachlichen Diskurs. Für den Transfer von kommunikationswissenschaftlichem Wissen innerhalb der Scientific Community sind begutachtete Fachzeitschriftenbeiträge wichtig – nicht zuletzt, weil sie einen Qualitäts­sicherungsprozess durch das Peer-Review-Verfahren durchlaufen. Häufig geht es in diesen Beiträgen jedoch um detaillierte und spezielle Forschungsfragen und es werden relativ komplexe Modelle oder Zusammenhänge überprüft. Jenseits der wissenschaftlichen ­Community interessieren hingegen häufig deskriptive Befunde (z.B. ­Welche Medien werden wie häufig von wem genutzt? Wie ist es um die Finanzierung des Journalismus bestellt?). Oftmals interessanter erscheinen hier daher Monografien oder auch Reports, die solche deskriptiven Befunde ausführlich darstellen.

Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass Journalist:innen, Wissenschaftskommunikator:innen, Bürger:innen, aber auch Wissenschaftler:innen aus anderen Disziplinen die von uns erstellte Broschüre zum Wissenschaftsbarometer Schweiz bevorzugt nutzen. Darin dargestellt sind erste und auch nur deskriptive Ergebnisse der Befragung. Dagegen ist die Rezeption der Fachzeitschriftenartikel aus demselben Projekt in der außerwissenschaftlichen Gemeinschaft geringer, weil zum Beispiel für Personen in der praktischen Wissenschafts­kommunikation zunächst die grundlegende Tendenz, wie die Schweizer Bevölkerung zu Wissenschaft steht, interessant ist.

Wenn es um die Kommunikation von komplexeren kommunikationswissenschaftlichen Befunden geht, sind Systematic Reviews und Meta-Analysen sehr wertvoll. Journalist:innen können beispielsweise mithilfe solcher Reviews den Forschungsstand zu einer Fragestellung überblicksartig erfassen und Expert:innen für etwaige Interviewanfragen ausmachen. In diesem Zusammenhang sollten auch Sammelbände und Handbücher nicht unterschätzt werden: Diese fassen Wissen zu einem bestimmten Thema kohärent aus unterschiedlichen Perspektiven zusammen. Wie wichtig solche Überblicksbeiträge (z.B. Sammel­bände zur Klimakommunikation werden auch gerne von NGOs genutzt) für den Wissenstransfer in die außerwissenschaftliche Öffentlichkeit sein können, wird häufiger übersehen. Denn diese Art von Impact lässt sich nicht (allein) mit einem Impact Factor messen.