Preisträger*innen des Förderpreises Journalismus 2024: Melanie Haberl & Johanna Wolleschensky

Aus der Fachgesellschaft

Der diesjährige Förderpreis Journalismus 2024, den die Fachgruppe Journalistik/Journalismusforschung zusammen mit dem Mittelbaunetzwerk Journalismusforschung (mijofo) unter Förderung der Ludwig-Delp-Stiftung ausgeschrieben hat, geht an Melanie Haberl und Johanna Wolleschensky.

Da es zwei qualitativ gleichrangige, sehr aussagekräftige Einreichungen gab, hat die Jury entschieden, das Preisgeld von insgesamt 2.000 EUR gleichmäßig zwischen beiden Preisträgerinnen aufzuteilen. Beide Arbeiten überzeugten die Jury durch ihre hohe aktuelle Relevanz sowie ihre innovativen und umfassenden methodischen Herangehensweisen. Beide Projekte werden mit jeweils 1.000€ gefördert. 

Zu den Preisträgerinnen und den geförderten Projekten: 

Melanie Haberl: ‘Es ist kompliziert: Emotionen im Arbeitsalltag von Journalist:innen

In ihrem Dissertationsprojekt untersucht Melanie Haberl, wie Journalist:innen den Balanceakt zwischen Nähe und Distanz in ihren beruflichen Beziehungen bewältigen – mit besonderem Fokus auf die Rolle von Emotionen, die lange Zeit als blinder Fleck in der Journalismusforschung galten und erst jüngst ins wissenschaftliche Interesse rückten. Die enge Verflechtung von Journalismus und Politik in Österreich, oft als „Verhaberung“ bezeichnet, hat in den letzten Jahren durch Ereignisse wie „Inseratenkorruption“ und „Chataffären“ zunehmend an Relevanz gewonnen. Doch die Grenzen zwischen Professionalität und Verhaberung sind fließend und müssen fortlaufend im Spannungsfeld von Macht, Vertrauen und gegenseitigen Abhängigkeiten verhandelt werden. In ihrer Arbeit geht Haberl der Frage nach, welche emotionalen Normen und Praktiken journalistische Arbeitsbeziehungen prägen und wie sogenannte "feeling rules" zur Bildung und Strukturierung sozialer Hierarchien beitragen. Besonders interessiert sie sich für die Ausgestaltung professioneller Verhältnisse in regionalen Kontexten, da Akteur:innen im ländlichen Raum tendenziell enger miteinander verbunden, gleichzeitig aber auch stärker voneinander abhängig sind. Im Rahmen ihrer ethnographischen Untersuchung führt Haberl neben qualitativen Interviews auch teilnehmende Beobachtungen in Österreich durch, um  emotionale Interaktionen und zwischenmenschliche Dynamiken direkt vor Ort zu analysieren. Der Förderpreis Journalismusforschung 2024 ermöglicht ihr Feldaufenthalte in ländlichen Regionen, um dort vertiefende Beobachtungen durchzuführen.

Johanna Wolleschensky: Journalismus für junge Zielgruppen in sozialen Medien: Antizipierte Erwartungen von Social-Media-Journalist:innen und Erwartungen ihres Publikums im Vergleich

Journalist:innen haben im Zeitalter sozialer Medien die Möglichkeit, mit ihrem (jungen) Publikum zu interagieren und ihr Publikum in den Kommentarspalten oder mithilfe digitaler Metriken zu beobachten. Auf Basis dieser Interaktionen und Beobachtungen entwickeln Journalist:innen Antizipationen über ihre jeweiligen Publika und deren Erwartungen an journalistische (Social-Media-)Angebote. Doch um welche antizipierten Publikumserwartungen handelt es sich dabei und wie akkurat sind diese journalismusseitigen Annahmen über Publikumserwartungen? Und von welchen Faktoren hängt die Akkuratesse zwischen den antizipierten Erwartungen der Journalist:innen und den tatsächlichen (publikumsseitigen) Erwartungen ab? Diesen Fragen geht das Dissertationsprojekt von Johanna Wolleschensky (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) nach, das mithilfe von zwei qualitativen Teilstudien mit Social-Media-Journalist:innen und ihren jeweiligen Publikumsmitgliedern (antizipierte) Publikumserwartungen in den Blick nimmt und miteinander vergleicht. In einer ersten Teilstudie wurden bereits Leitfadeninterviews mit Social-Media-Journalist:innen verschiedener Medienorganisationen geführt, die durch Q-Sort-Elemente und Think-Aloud-Technik ergänzt wurden. Das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro soll nun in die Durchführung der Interviewstudie mit den Publikumsmitgliedern investiert werden und hier vor allem für die Zahlung von Incentives zur Erhöhung der Teilnahmebereitschaft ausgegeben werden.