Keine Vergabe des Herbert von Halem Promotions-Förderpreises 2021

Aus dem Nachwuchs

2021 wird der jährlich gemeinsam vom kommunikations- und medienwissenschaftlichen Mittelbau der DGPuK und dem Herbert von Halem Verlag ausgeschriebene Preis nicht vergeben werden. Die nächste Ausschreibung erfolgt 2022.

Wie in den meisten Bereichen haben die seit dem Frühjahr 2020 andauernden Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie auch in den Wissenschaften zu Einschränkungen geführt. Noch immer gibt es Unsicherheiten über den weiteren Verlauf. Für diejenigen, die an ihrem Dissertationsprojekt arbeiten, bedeutet das zusätzliche Druckpunkte, unter denen keine konkreten Zusagen für Abgabefristen getroffen werden können. So gab es in diesem Jahr nicht genug Einreichungen für den Promotions-Förderpreis, um ein faires Auswahlverfahren gewährleisten zu können.

Der kommunikations- und medienwissenschaftliche Mittelbau der DGPuK und der Herbert von Halem Verlag möchten auf die schwierige Situation des akademischen Mittelbaus hinweisen.


Unter welchem Druck dieser auch außerhalb von Pandemiezeiten steht, wird deutlich, wenn man sich das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) ansieht. Es ermöglicht die Befristung von Arbeitsverträgen des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals abseits der Beschränkungen durch das Teilzeit- und Befristungsgesetz. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung betont die Notwendigkeit befristeter Arbeitsverträge insbesondere in der Phase der Qualifizierung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, da dadurch eine Rotation entsteht, die nachrückenden Generationen den Zugang zu wissenschaftlichen Tätigkeiten erleichtert. Zur Veranschaulichung des WissZeitVG veröffentlichte das BMBF ein Video, in welchem die Befristungspraxis in der Wissenschaft als Voraussetzung für Innovation dargestellt wurde und das Anbieten normaler Arbeitsverhältnisse die Gefahr der ‘Systemverstopfung’ mit sich bringen könnte. Die fiktive Figur Hanna, anhand derer die vermeintlichen Vorteile des WissZeitVG im Video veranschaulicht wurden, wurde Namensgeberin für den Hashtag #IchbinHanna. Unter diesem reagierten Tausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und schilderten, warum sie sich von dieser Darstellung ihrer oft prekären Lage verhöhnt fühlten.

Ministerin Karliczek und das BMBF halten nach wie vor am WissZeitVG fest. Dass Befristungen notwendig sind, um wissenschaftlichen Fortschritt zu gewährleisten, und dem „Prinzip der Bestenauslese“ dienen, bezweifeln längst nicht mehr nur die Vertreter von Mittelbauinitiativen und Gewerkschaften, sondern auch mehrere wissenschaftliche Fachgesellschaften, wie die DGPuK. Sie fordern eine Reform des Systems, welches exzellente Forschung und den Aufbau von nachhaltigen Strukturen in der Lehre verhindert. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind die wertvollste Ressource des Wissenschaftsstandortes Deutschland. Für die Wissenschaftspolitik auf Bundes- und Landesebene sowie die Hochschulen sollten deshalb gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft oberstes Ziel sein.

Das Erklärvideo wurde mittlerweile vom BMBF entfernt, ist aber noch im Archiv zu sehen. Die Grassroots-Initiative #IchbinHanna stellt Presseberichte und Informationsmaterialien online zur Verfügung. Weitere Informationen zum WissZeitVG und #IchbinHanna:

https://www.bmbf.de/de/karrierewege-fuer-den-wissenschaftlichen-nachwuchs-a…

https://ichbinhanna.wordpress.com/

https://twitter.com/search?q=%23ichbinhanna

https://www.dgpuk.de/sites/default/files/2021-07-19_WissZeitVG_Erklarung%20der%20%20Verba%CC%88nde.pdf