Fachgruppentagung 2008

 

»Das erste Opfer des Krieges ist die… Emanzipation« – Der Zusammenhang von Medien, Krieg, Geschlecht

Die Jahrestagung fand vom 2.-3. Oktober 2008 an der Paris-Lodron-Universität in Salzburg statt. Teilgenommen haben mehr als 70 WissenschaftlerInnen und JournalistInnen.

 

Militarisierung der Gesellschaft statt Zivilisierung des Militärs

In den Vorträgen stellten die ReferentInnen ihre Forschungsergebnisse beispielsweise zur medialen Repräsentation von Soldatinnen verschiedener Länder vor oder fragten nach der Darstellung von TerroristInnen und SelbstmordattentäterInnen in Nachrichtenmagazinen oder nach der von Kriegertypen in aktuellen Spielfilmen.

Deutlich wurde durch Vorträge zu Journalistinnen oder auch Geheimdienstlerinnen im 1. Weltkrieg oder zu “Blitzmädeln” und “Flintenweibern“ im 2. Weltkrieg, wie sehr aktuelle Stereotypisierungen auf historischen Feind- und Feindinnenbildern basieren. Die Langlebigkeit stereotyper Bilder war dann auch ein wichtiges Thema während der Podiumsdiskussion zum Ende der Tagung, an der die Journalistinnen Gudrun Harrer, Der Standard, Sibylle Hamann, Falter, Rubina Möhring, ORF/Reporter ohne Grenzen, Andrea Böhm, Die Zeit, und Ute Scheub, die tageszeitung, teilnahmen. Die von Margreth Lünenborg moderierte Diskussion verdeutlichte, wie notwendig einerseits der Transfer von Ergebnissen der Friedens-, Konflikt-, Kommunikations- und Genderforschung in die journalistische Praxis ist, und wie sehr Wissenschaft andererseits von vor Ort gesammelten Erkenntnissen profitieren kann. Journalistinnen, die aus Krisengebieten berichten, so die Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion, finden leichter als ihre Kollegen Zugang zu den von Krieg Betroffenen. Zugleich waren sich die Journalistinnen einig: „Die ,natürliche Friedfertigkeit’ der Frauen zweifeln wir natürlich an.“

In ihrem Tagungsresümee betonte die Fachbereichsleiterin Elisabeth Klaus den interdisziplinären Charakter der Tagung und lobte den Versuch, zeitlich einen Bogen zu spannen vom 1. Weltkrieg bis in die Gegenwart und dabei so unterschiedliche Medien wie Presse, Film und Fernsehen, aber auch z.B. Theater in den Blick zu nehmen. Sie schloss mit der Befürchtung, dass die vermeintliche Zivilisierung des Militärs durch Soldatinnen doch nur zu einer weiteren Militarisierung der Gesellschaft insgesamt führen wird.

Hier gehts zum Call for Papers sowie zum Programm der Tagung.

Sowohl Viktorija Ratković als auch Irina Hennig und Merle-Marie Kruse haben einen Tagungsbericht verfasst.

Ratković, Viktorija (2009): “Das erste Opfer des Krieges ist die… Emanzipation. Zum Zusammenhang von Medien, Krieg und Geschlecht”. Feministische Studien, Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Heft 1, S. 152-154.

Hennig, Irina/Kruse, Merle-Marie (2009): »Das erste Opfer des Krieges ist die … Emanzipation«. W&F, S. III-IV.