Selbstverständnis der Ad-hoc-Gruppe Mediensport und Sportkommunikation

 

Sportkommunikation

Die Organisationen des Sports bilden zunehmend komplexe Kommunikationsstrukturen aus. Diese betreffen die Außendarstellung ebenso wie die Interaktion mit externen Anspruchsgruppen wie beispielsweise den Fans. Dabei bedienen sich Veranstalter, Vereine und Verbände ebenso wie ein Teil der Anhänger verschiedener Kommunikationskanäle, die zum Teil heute schon Ausmaße klassischer Medienorganisationen annehmen. Dies hat massive Auswirkungen auf Berichterstattung und Darstellung von Sport in den genuin journalistisch organisierten Medien. Im Sport sind Produktionsformen und Distributionswege zu erkennen, wie sie sonst im Bereich der fiktionalen Unterhaltung etabliert sind. Unter ökonomischem Druck differenziert das Sportsystem eigene Medienorganisationen und Kommunikationsstrukturen aus (bspw. eine eigene Produktionsfirma der Deutschen Fußballliga; eigene Online-TV-Kanäle von Fußballbundesligavereinen). Dies geschieht vorwiegend mit dem Ziel, öffentliche Aufmerksamkeit zu erreichen, aber auch unter der Prämisse, Sportangebote als Markenprodukte zu etablieren. Umgekehrt ist für Medienproduzenten Sport ein wichtiger Teil der Publikumsgewinnung und  -bindung, so dass er als Medieninhalt in den Dienst produktpolitischer Ziele gestellt wird. Medienökonomisch betrachtet findet im Sport also vertikale und horizontale Integration statt. Darüber hinaus unterliegt Sport als nicht-fiktionales Informationsgut teilweise juristischen Rahmenbedingungen, die im sonstigen Medienrecht fremd erscheinen und die wiederum die Basis der ökonomischen Verwertung darstellen (und zwar unabhängig vom nicht greifenden Urheber-recht, bspw. Bildrecht, Kurzberichterstattungsrecht, Recht für Radioübertragungen).

Historisch ist die Sportberichterstattung eng an die Entwicklung der Medientechnik geknüpft. Insbesondere Großereignisse wie Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften haben die Etablierung neuer Technologien wie Satellitenübertragung oder HD-Fernsehen mit vorangetrieben. Wettkampfbezogene Mediensportrezeption geschieht vor allem „live“, weil sie so den höchsten Unterhaltungswert verspricht. Dies scheint zunächst quer zu stehen zu aktuellen medientechnischen Entwicklungen hin zur nicht-linearen, zeitautonomen On-Demand-Nutzung. Für die zunehmende mobile Mediennutzung könnte Sport sich wiederum als Entwicklungsmotor erweisen. Damit stellen sich bezogen auf die Sportberichterstattung andere Fragen als angesichts beispielsweise fiktionaler Unterhaltungsangebote.
Mit der Bedeutungszunahme von Sport als Freizeitaktivität entsteht eine große Zahl von journalistischen (Very) Special Interest Angeboten. Zudem wird die individuelle sportliche Freizeitgestaltung zunehmend durch Einzelne über das Web dokumentiert. Dabei entstehen nicht nur neue Kommunikationsweisen über den Sport, sondern teilweise neue Organisationsformen, parallel und in Konkurrenz zum traditionellen Vereinssport (etwa ortsungebundene virtuelle „Trainingsgruppen“, die sich über den regelmäßigen online dokumentierten Leistungsvergleich zusammenfinden).